Die Grüne Freie Liste bittet den Gemeinderat, Auskunft zu folgenden Fragen zu geben:

  • In welcher Form und in welchem Detaillierungsgrad werden in Burgdorf die Belastungen durch niederfrequente Magnetfelder (Bahnstrom) und hochfrequente Strahlung (Handy- und Funknetze) erfasst?
  • In welchem Umfang wurde in den letzten Jahren die Leistung installierter Natelantennen, vor allem von solchen in unmittelbarer Nachbarschaft von Kindergärten und Schulhäusern, verändert und erhöht? Geschah dies unter Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen (Publikation, Bewilligung)?
  • Gibt es Messungen vor Ort (Quartiere, Pausenplätze, Schulzimmer), welche die Strahlenbelastung und die Einhaltung der bewilligten Strahlungsleistung insbesondere im Bereich von Schulanlagen belegen? Falls ja, durch wen erfolgen diese Messungen und was sind die Ergebnisse? Falls nein, warum nicht und was gedenkt der Gemeinderat, diesbezüglich künftig vorzukehren?
  • Welcher Belastung sind Schulkinder und andere Personen im Bereich öffentlicher Anlagen durch kabellose Netzwerke (WLAN) ausgesetzt? Wie werden diese Belastungen kontrolliert und welche Massnahmen zur Minimierung solcher Belastungen werden getroffen?
  • Welche Daten gibt es für Burgdorf bezüglich Umfang und Verteilung von Krebserkrankungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten (Krebsregister)? Wird das Gemeindegebiet von Burgdorf in einem eigenen oder in einem überregionalen Krebsregister erfasst oder ist dies vorgesehen?

Begründung:
In den letzten drei Jahren traten im Raum Burgdorf/Heimiswil auf der Fläche von wenigen Quadratkilometern mindestens vier Leukämieerkrankungen bei Kindern auf. Diese Erkrankungsrate liegt um einen Faktor10 über dem zu erwartenden schweizerischen Durchschnittswert. Auch wenn aus Einzelereignissen keine generellen Aussagen abgeleitet werden können, regen diese dennoch zu besorgten Überlegungen an. Belastungen durch hochfrequente Strahlung (Natelantennen) und niederfrequente Magnetfelder (vagabundierender Bahnstrom) sind im Alltag nicht sichtbar, verursachen jedoch latente Ängste. Über die „richtigen“ Grenzwerte wird sowohl auf wissenschaftlicher als auch politischer Ebene heftig diskutiert. Im Schlossmattquartier z.B. konnte vor 2-3 Jahren durch die Installation von Minergiefenstern der Empfang von Handynetzen in Wohnhäusern praktisch unterbunden werden. Aktuell ist dies jedoch nicht mehr möglich. Entgegen der Situation vor ca. 2 Jahren ist auch in abgeschirmten Räumen der Handyempfang heute praktisch lückenlos gegeben, die Wohnräumlichkeiten und die darin lebenden Menschen sind bei Tag und Nacht entsprechender Strahlenbelastung ausgesetzt. Ähnlich dürfte sich die Situation auch in anderen Quartieren von Burgdorf verhalten. Auch in Bezug auf die langfristigen Wirkungen von WLAN-Netzwerken bestehen nach wie vor beträchtliche Unsicherheiten; so empfiehlt z.B. die deutsche Bundesregierung vorsichtshalber einen möglichst sparsamen Einsatz derselben. Verschiedene Strassenzüge in Burgdorf sind erheblich durch vagabundierenden Bahnstrom und die daraus resultierenden niederfrequenten Magnetfelder belastet. Baubiologen kritisieren, dass diese Belastungen generell unterschätzt würden. Über Langzeitwirkungen kursieren unterschiedliche Meinungen, wissenschaftlich können die Ängste bis heute weder begründet noch widerlegt werden. Entscheidend ist vor dem Hintergrund dieser Unsicherheiten, wie sich die verschiedenen Belastungen allenfalls kumulieren und welche tatsächliche Belastung an einem bestimmten Wohn-, Schul- oder Arbeitsort besteht. Dies kann einzig durch konkrete Messungen vor Ort festgestellt werden.

Es wird Dringlichkeit beantragt.
Begründung der Dringlichkeit: Seit der Formulierung dieser Interpellation im Spätsommer 2009 ist in Burgdorf der vierte Fall einer Leukämieerkrankung aufgetreten. Jeder Krankheitsfall ist ein neues Schicksal und macht zutiefst betroffen. Die Öffentlichkeit darf erwarten, dass nötige Abklärungen schnellstmöglich getroffen werden.

Vollständiger Vorstoss (PDF)