Generelle Bemerkungen:
Die Mitwirkungsfrist von lediglich einem Monat Dauer ist extrem kurz bemessen. Dies schafft nicht das nötige Vertrauen in die Planung eines solchen Jahrhundertbauwerks und in den Willen des Kantons, die betroffene Bevölkerung echt zu beteiligen.

Das Wichtigste:
Die siedlungsnahen Naturräume Meienmoos und der Oberburger Schachen bleiben von einer massiven Zerschneidung durch eine offene Schnellstrasse verschont.

Von den geplanten Bahnunterführungen Spital und Buchmatt darf erwartet werden, dass sie den zu Spitzenzeiten auftretenden Verkehrsstau in Zukunft verhindern oder doch stark reduzieren werden. Der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt wird sich verstetigen und insgesamt für alle verträglicher. Deshalb müssen die Ortsdurchfahrten Burgdorf und Lyssach prioritär behandelt werden.

Erfreulich ist, dass der Busverkehr speziell berücksichtigt wird (Busspuren, Busbevorzugung).

Allerdings enthält das Projekt keine Überlegungen zur Zukunft der Bahn. Die Unterführungen ermöglichen künftige Fahrplanverdichtungen, die für die Förderung des öffentlichen Verkehrs in der Region von grösserer Bedeutung sind. Eine Weiterentwicklung und Taktverdichtung der bestehenden S-Bahn, allenfalls im Sinne einer «Trambahn» mit zusätzlichen Haltestellen, kann künftig einen entscheidenden Beitrag zur Verlagerung des Verkehrs von der Strasse auf die Schiene und den kombinierten Verkehr ermöglichen und damit zu einer entscheidenden Entlastung des Gesamtsystems beitragen.

In Burgdorf ist im Abschnitt zwischen dem Kreisel südlich der Bahn-Hauptunterführung (Migros Do-it) und Abzweigung Schmiedenrain mit Tempo 30 zu signalisieren. In diesem Abschnitt gibt es mehrere Schulhäuser und zahlreiche Querungen von Velos und Fussgängern (Modell Köniz). Für mehr Sicherheit und weniger Lärm müssen abschnittsweise Temporeduktionen eingeführt werden.

Zwischen Tiergartenkreisel und Bahnhaupt-Unterführung sind die Querungsmöglichkeiten für den Fuss- und Veloverkehr unbedingt zu verbessern (Süd-Nord-Verbindung Richtung Gyrischachen und Eymatt).

Es bleibt eine Skepsis gegenüber der geplanten Verkehrslösungen in Oberburg und Hasle. Es ist jedoch unbestritten, dass die Bevölkerung in Oberburg dringend auf eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation angewiesen ist.

Massnahme 3A und 3B: Bahnunterführungen Buchmatt und Spital
Die Bahnunterführungen Buchmatt und Spital sind wichtige Elemente des Projekts. Sie machen die Strasse insgesamt leistungsfähiger und verflüssigen den Verkehr. Sie bedeuten jedoch gewaltige städtebauliche Eingriffe. Die Brücken für den Langsamverkehr sind bei beiden Unterführungen wichtig, beim Spital sollte zumindest zu einem späteren Zeitpunkt auch südseitig eine Fuss- und Radwegbrücke realisierbar sein.

Unbefriedigend ist, dass auf der Oberburgstrasse die Velostreifen nicht durchgehend sind und zum Teil unvermittelt aufhören.

Die Chance, mit einer verlängerten, überdeckten Bahnunterführung nordseitig der Spital-Unterführung städtebauliche Verbesserungen zu erzielen, wird leider nicht wahrgenommen.

Die Bahnunterführungen sollten auch den Bahnverbindungen Burgdorf-Langnau und Burgdorf-Konolfingen-Thun Schub verleihen. Die Förderung des Bahnverkehrs (u.a. mit Park-and-ride-Anlagen für Autos und Velos) ist insbesondere für die Verlagerung des täglichen Pendlerverkehrs wichtig. Dazu gehört auch die Prüfung zusätzlicher S-Bahn-Haltestellen.

Massnahme 1-2, 4-11: Dosiersysteme
Diese sind eine sinnvolle Kombination von frei rollendem Kreiselverkehr und nur zu Spitzenzeiten und nur punktuell eingesetzter Steuerungstechnik. Die Bevorzugung des Busverkehrs sichert die Einhaltung der Fahrpläne und damit die Anschlüsse an die Bahn.

Die Querungshilfen für Fussgänger und Velofahrende sind wichtig und gebrauchsfreundlich gestaltet.

Die Massnahmen zur Sicherung des Veloverkehrs sind nicht konsequent genug geplant. Velospuren dürfen nicht einfach aufhören, wenn es eng wird (u.a. M9 Hauptstrasse Burgdorf-Lyssach).

Massnahme 12: Strassenführung Oberburg
Die Tempo-30-Zone in Oberburg ist für das lärmgeplagte Strassendorf sehr wichtig und müsste möglichst weiträumig gefasst werden (inkl. angrenzende Quartiere), um die Wohnqualität grossräumig zu verbessern.

Schlecht gelöst ist die Verkehrsführung für den von Süden kommenden Veloverkehr im Bereich des Kreisels Oberburg Süd (zweimalige Querung der Hauptstrasse). Eine Lösung ähnlich dem Kreisel Oberburg Nord wäre begrüssenswert.

Die Durchfahrt Oberburg soll nicht als eine der letzten Massnahmen ab 2030 realisiert werden, sondern möglichst als eine der ersten Massnahmen. Mit einer raschen Einführung können sofort wichtige Anreize für die Siedlungsentwicklung gesetzt werden und Erfahrungen für die definitive Ausgestaltung des Strassenraumes gesammelt werden. Ausweichverkehr über die Nebenstrassen muss unterbunden werden. Neben der Temporeduktion sind Querungshilfen nützlich.

Massnahme 20: Tunnel Oberburg
Die technischen und finanziellen Unwägbarkeiten des Oberburger Tunnels dürfen nicht zur Gefährdung der Gesamtsanierung führen. Der Bau des Tunnels ist mit beträchtlichen Risiken für das Grundwasser behaftet. Die Grundwasserfassung im Oberburgschachen, einem Grundwasserschutzgebiet von nationaler Bedeutung, liegt im Streubereich möglicher Unfallereignisse im Tunnel Oberburg.

Es stellt sich die Frage, ob die Tunnellösung wirklich die gewünschte Wirkung entfalten und die hohe Investition rechtfertigen kann: Der wichtigste seitliche Zubringer mündet mitten im Dorf ein (Löwenkreisel) und mit dem Coop befindet sich ein wichtiges Einkaufszentrum ebenfalls in der Dorfmitte. Der Verkehr Emmental-Krauchthal und umgekehrt wird auch weiterhin das Dorf belasten.

Massnahme 21: Umfahrung Hasle
Die vorgesehene Umfahrungstrasse beeinträchtigt das direkt angrenzende Siedlungsgebiet massiv. Die Hochstrasse wird weit herum gehört, trotz Lärmschutzwand. 80 Stundenkilometer sind daher nicht angemessen.

Für viele Verkehrsbeziehungen (von Rüegsau zum Migros-Einkaufszentrum und Richtung Thun) entstehen längere Wegbeziehungen mit zweimaliger Durchquerung von Hasle. Die Wirkung dieser Umfahrung ist ebenfalls zweifelhaft.

Vollständige Vernehmlassungsantwort (PDF)