Burgdorf und das Emmental brauchen rasch eine Verbesserung der Verkehrssituation, aber keine Umfahrungsstrassen! Die Grünen treten mit Überzeugung für die vom Kanton vorgeschlagene Variante Null+ ein.
Die Umfahrungsstrassen Burgdorf, Oberburg und Hasle bedeuten hingegen unverantwortliche Eingriffe in die Natur- und Kulturlandschaft unserer Region: ein kilometerlanger und 10 m hoher Damm durchs Meiemoos, Tunnelwerke welche in Oberburg und im Meiemoos 30-40 m tief in den Grundwasserkörper reichen, ein tiefgelegter Strassenverlauf, der bis zu 50 m breite Schneisen ins Kulturland schlägt und überdimensionierte “Turbokreisel“ im Nassi, im Bleichigut und in der Tschamerie – nachhaltige Entwicklung sieht anders aus!
650 Millionen soll diese dramatische Umgestaltung unseres Lebensraumes kosten. Eine unverantwortliche Summe, die in keinem Verhältnis zum behaupteten Nutzen steht: der fiktive volkswirtschaftliche Nutzen von mehr als einer Milliarde Franken kommt nur zustande, weil bei einem übertriebenen künftigen Verkehrsaufkommen für mehr als 30‘000 AutofahrerInnen jede „gewonnene“ Fahrminute in Geldwert umgerechnet wird. Eine derart enge monetäre Nutzenbetrachtung ist unhaltbar.
Der Leidensdruck in Oberburg ist gross, 16‘100 Fahrzeugen (2012) sind allerdings kein unlösbares Problem. Der Verkehr bewegt sich in Oberburg auf einem Strassenraum aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Mit einem modernen Ausbau der Emmentalstrasse (Kreisel, Mittelstreifen, Velospuren, Busbuchten, Querungen mit Mittelinseln, Bahnunterführungen) werden auch Oberburg und Hasle den künftigen Verkehr problemlos bewältigen.
Die Annahme der Verkehrsplaner, dass der Verkehr in den kommenden 20-30 Jahren jährlich um 1% wachsen wird, muss grundsätzlich in Frage gestellt werden. Der Verkehr ist in den vergangenen Jahren nur um einen Bruchteil dieses Wertes gewachsen, je nach Zählstelle 0.1 bis 0.5% pro Jahr. Unsere Gesellschaft wird älter, immer weniger junge Erwachsene machen den Führerschein und seit 2000 stagniert die Zahl der Autokilometer pro Person. Die Megatrends unserer Gesellschaft und die gesellschaftliche Entwicklung deuten auf eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens hin und nicht auf eine Beschleunigung des Verkehrswachstums.
Mehr Strassen erzeugen mehr Verkehr. Das Risiko ist gross, dass eine „Wegfahrt Emmental“ auch der Wirtschaft mehr schadet als nützt. Eine Umfahrungsstrasse löst die bestehenden Engpässe nicht, sondern sie verlagert sie nur. Sie lässt die Geschäfte in den umfahrenen Dörfern links liegen und überschwemmt das Emmental mit massivem Mehrverkehr.
Mit einer konsequenten Umsetzung des Massnahmenpakets „Null+100“ kann der Verkehr auf dem heutigen Niveau stabilisiert und sogar reduziert werden. Gleichzeitig werden mehr Mobilitätsoptionen und Lebensqualität gewonnen. „Null+100“ bedeutet eine Vielzahl an baulichen und auch nichtbaulichen Massnahmen – quasi die „Software“ an Marketingmassnahmen, Dienstleistungen, Motivationskampagnen. Mit diesem Ansatz können genügend Menschen zum freiwilligen Umsteigen bewegt werden, sodass all jene, welche auf das Auto angewiesen sind, flüssig vorwärts kommen. Null+ kostet 144 Millionen Franken, Null+100 vielleicht 40-50 Millionen Franken mehr. Damit lässt sich die Mobilitätssituation verantwortungsbewusst und nachhaltig verändern.
Was der Kanton unter dem Stichwort „Verkehrssanierung Burgdorf-Oberburg-Hasle“ vorlegt, ist ein Etikettenschwindel. Verkehr muss nicht saniert, sondern reduziert, verlagert und verträglich abgewickelt werden, wie der Regierungsrat in seiner Mobilitätsstrategie (2008) schreibt. Es gibt 100 und mehr erfolgreiche Beispiele für diesen Lösungsansatz!
Für zusätzliche Informationen und Rückfragen:
Theophil Bucher, Stadtrat/Fraktionssprecher, Einschlagweg 2 , 3400 Burgdorf, 078 628 96 70
Heinz Weber, Co-Präsident, Einschlagweg 8A, 3400 Burgdorf, 079 414 72 18