Das von der Regionalkonferenz Emmental vorgelegte ‚Regionale Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept‘ (RGSK) basiert auf den übergeordneten Zielsetzungen des Bundes und des Kantons Bern und strebt eine nachhaltige Raumentwicklung an. Dies soll mit einer Siedlungsentwicklung nach innen an bereits gut erschlossenen Standorten erreicht werden, sowie mit einer kostengünstigen und effizienten Verkehrsinfrastruktur, welche möglichst geringe Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt hat. Diese Zielsetzungen kann auch die Grüne Partei Burgdorf unterschreiben.
Die Maxime allerdings, dass nur eine „zusätzliche substanzielle Verbesserung der übergeordneten Strasseninfrastruktur“ die gewünschte Entwicklung von Agglomeration und Region ermöglichen bzw. die einseitige Ausrichtung auf die sogenannte „Verkehrssanierung Burgdorf-Oberburg-Hasle“ ist jedoch höchst problematisch.
Im RGSK ist mehrfach die Aussage zu finden, dass sowohl für die Regionalkonferenz als auch für den Kanton nur eine Umfahrungsstrasse („Zufahrt Emmental“) die gewünschte Entwicklung bringen könne. Die Meinungen bei Region und Kanton sind offenbar gemacht. Eine unvoreingenommene und ergebnisoffene Prüfung der Grundlagen und Varianten, welche im Projekt „Verkehrssanierung Burgdorf-Oberburg-Hasle“ bis Ende 2015 erarbeitet werden und dann in die Vernehmlassung gehen, ist damit nicht gewährleistet.
Das vorliegende Entwicklungskonzept und das Agglomerationsprogramm verstricken sich mit dieser Fokussierung in unauflösbare Widersprüche: der Bau einer Umfahrungsstrasse widerspricht dem Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung, fördert die weitere Zersiedlung anstelle der angestrebten Siedlungsverdichtung nach innen, ist weder kostengünstig noch effizient und hat in jedem Fall negative Auswirkung auf die Umwelt: Bodenverbrauch, Beeinträchtigung von wertvollen Natur- und Naherholungsräumen, grossräumige Eingriffe in den Grundwasserund Trinkwasserkörper der Region, Emissionen durch den zusätzlich induzierten Mehrverkehr.
In bestimmten Fällen kann der Bau einer Strasse oder neuer Strassenabschnitte durchaus eine Lösung sein, im vorliegenden Konzept wird die „Zufahrt Emmental“ jedoch zum Ziel erhoben und das ganze Entwicklungskonzept einseitig darauf ausgerichtet. Wichtige Entwicklungsaspekte werden ausgeblendet, andere Projekte ausdrücklich zurückgestellt und „alles auf eine Karte gesetzt“.
Ein weiterer Mangel ist die ungenügende Berücksichtigung des revidierten Raumplanungsgesetzes und die zu erwartenden Verschärfungen im Bereich Siedlung und Schutz der Fruchtfolgeflächen. Weitere wichtige Einflüsse und Entwicklungen (z.B. nationale Zersiedelungsinitiative, kantonale Kulturlandinitiative, gesellschaftliche Trends in Bezug auf Umwelt- und Mobilitätsverhalten) sind ebenfalls nicht berücksichtigt.
Mit einer vorausschauenden Strategie „Null+100 clevere Massnahmen zur Verkehrsverlagerung“ anstelle von teuren neuen Strassen können die in den Einleitungskapiteln formulierten Oberziele viel risikoärmer und nachhaltiger erreicht werden. Von einer solchen Erkenntnis ist in den vorliegenden Konzepten (RGSK und AP) nichts zu spüren. Insofern sind die vorgelegten Dokumente enttäuschend, mit der einseitigen Optik wird eine grosse Chance vertan.
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