5G – Fluch oder Segen?
In D’Region vom 22.10.2019 ist ein Medienbericht zum Podiumsgespräch vom 16.10.2019 erschienen:
5G – Fluch oder Segen?
Burgdorf: Eine Podiumsdiskussion zwischen Befürwortern und Gegnern der Mobilfunk-Technologie der 5. Generation bewegte ein grosses Publikum. Informationen und Emotionen prägten den Abend, der von den Grünen Burgdorf organisiert worden war.
Eingeladen hatten vergangenen Mittwoch die Grünen Burgdorf. Als Parteimitglied und Moderator des Anlasses begrüsste Adrian Merz das Publikum und die Referenten. Das Podiumsgespräch sei organisiert worden, weil die Partei viele Anfragen zum Thema 5G bekommen hätte. Es sei wichtig, die Diskussion zu versachlichen.
Kari C. Fischer, Eidg. Dipl. Elektroinstallateur und langjähriger Fachexperte für Elektromagnetische Felder und Elektrobiologie, sprach über die Entwicklung in der Kommunikationstechnik. Er wies darauf hin, dass an 365 Tagen à 24 Stunden die Vorteile der elektrischen Energie genutzt würden. Durch neue Technologien setzen sich die User und Userinnen stärkeren elektromagnetischen Feldern aus. Der Grossteil der Bevölkerung nutze heute die 4. Generation der Mobiltelefonie (4G). Diese sei genügend ausgebaut und funktioniere einwandfrei, wenn vielleicht auch ein paar Sekunden langsamer als mit 5G. Aktuelle Messungen in Burgdorf zeigten, dass in der Stadt Werte von 1 bis 5 Volt/Meter genutzt würden. «Swisscom strebt eine Anhebung der Grenzwerte von heute 5 bis 6 V/m auf neu 20 V/m an», so Fischers Meinung. Es lägen Studien vor, die kausale Zusammenhänge zwischen Mobilfunk und Krankheitssymptomen bewiesen.
5G für zukünftige Bedürfnisse
Urs Indermühle, Gemeindebetreuer Swisscom, erklärte den Ausbau von 5G mit der technischen Entwicklung. Swisscom wolle jetzt ausbauen für die Zukunft. Das Datenvolumen verdopple sich jährlich und läge aktuell bei über zehn Millionen Mobilfunkanschlüssen. Die Mobilfunknutzung sei bei Leuten von 15 bis 25 Jahren deutlich höher als bei älteren Menschen. In fünf Jahren würden 80 Prozent der Endgeräte mit 5G laufen. Trotz einer rasanten Entwicklung von 1G bis 4G seien die Strahlenschutzvorschriften seit 20 Jahren jedoch nie geändert worden.
Indermühle propagierte 5G mit der «Kommunikation in Echtzeit». Zunächst laufe ein langsamer 5G mit 2 Gbit/s, später bis 10 Gbit/s. Das bedeutet im Vergleich zum 4G-Netz, dass Up- und Downloadspeeds zwei- bis zehnmal schneller funktionieren. Gleichzeitig können Geräte ein massiv höheres Datenvolumen übertragen. Heute würden in einem halben Tag so viele Daten übermittelt, wie vor fünf Jahren in einer Woche. Er erklärte, dass alle technischen, gesundheitlichen und baurechtlichen Vorgaben eingehalten würden. Das Thema sei gut erforscht. Es gäbe keine wissenschaftlichen Beweise, die Schäden durch Mobilfunk an Menschen und Umwelt belegen.
Hansueli Albonico, Allgemeinarzt, Mitglied der Ärzte für Umweltschutz und Gemeindeparlamentarier in Langnau, äusserte sich dieser Aussage gegenüber kritisch. «Eigentlich sollte beim Mobilfunk ein Beipackzettel über Risiken und Nebenwirkungen beiliegen», meinte er. Er weiss aus beruflichen Erfahrungen, dass Mobilfunk generell Auswirkungen auf Lebewesen hat. Zahlreiche Studien der G 1 bis 4 belegen, dass die Hirn-Durchblutung und die Hirnströme gestört werden und Hirntumoren häufiger auftreten. Kinder und ältere Menschen seien stärker gefährdet. Die Beweislage sei aber äusserst kritisch, da dafür andere Faktoren ausgeschlossen werden müssten, was unmöglich sei. Besorgniserregend sei zudem die Beschleunigung, welche die Digitalisierung mit sich bringe. Der Dichtestress führe zu Schlafstörungen, Depressionen und anderen Krankheiten. Er unterstützt die Meinung der Ärzte für Umweltschutz, welche ein Moratorium verlangen.
Das Publikum äusserte sich kritisch zum Ausbau der 5. Generation
Kritische Fragen zum Elektrosmog, Ängste einer elektrosensiblen Frau und Ärger über mangelnde Informationen durch die Swisscom zur Nutzung des WLAN zeigten, dass der Abend nicht nur Informationen brachte, sondern auch Emotionen: 5G, ein Thema, das bewegt, ein Thema, das Fragen aufwirft, welche erst Jahrzehnte später beantwortet werden können.
Helen Käser